Fake News

Fake News
Fake News

Wie lässt sich das Phänomen Fake News sachlich einordnen und erklären? Diese Frage stand bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN im Mittelpunkt einer Panel-Diskussion, in deren Verlauf sich die Teilnehmer darum bemühten, ein Thema nüchtern zu durchleuchten, das häufig für Schlagzeilen sorgt, die irgendwo zwischen Hype und Hysterie einzuordnen sind.

 

Journalisten hätten schon immer Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen müssen, das gehöre zu ihrem Alltag, sagte Julia Bönisch, Chefredakteurin von Süddeutsche.de. Dies unterstrich auch Dr. Alexandra Borchardt, Director of Strategic Development beim Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford. Fake News würden derzeit als politischer Kampfbegriff vom amtierenden US-Präsidenten genutzt, um die Arbeit des politischen Gegners zu diffamieren. Dabei seien Fake News in Wirklichkeit gezielt gestreute Lügen.

 

Prof. Dr. Nikolaus Forgó, Professor für Technologie- und Immaterialgüterrecht an der Universität Wien, rief dazu auf, mit dem Phänomen Fake News entspannter umzugehen. Statt in die „Kakophonie an Begriffen“ miteinzustimmen, solle vielmehr die „Jahrhundertchance“ gesehen werden, die sich mit der ungehinderten Verbreitung von Informationen durch das Internet ergebe. Diese stelle eine noch nie da gewesene emanzipatorische Erfolgsgeschichte dar. „Die Probleme sind überbetont gegenüber den Chancen“, urteilte Forgó.

Gleichwohl warnten die Diskussionsteilnehmer davor, die Gefahren kleinzureden, die mit der Verbreitung von Unwahrheiten über die sozialen Online-Netzwerke verbunden sind. Vor allem Qualitätsmedien seien davon betroffen. Borchardt zitierte aus dem aktuellen Digital News Report des Reuters Institute, dass sich eine wachsende Zahl an Menschen mit den etablierten Medien nicht mehr auseinandersetzen wolle – weil man zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr genau unterscheiden könne. Dies müsse Anlass zu Selbstkritik geben und ein Umdenken in den Medienhäusern einleiten. „Die Medienbranche hatte immer die Aufgabe, Institutionen zu hinterfragen“, betonte Borchardt. „Plötzlich wird sie selbst angezweifelt.“ Vielleicht habe man sich zuletzt selbst zu sehr in einer „Filter Bubble“ bewegt und sich zu wenig mit dem tatsächlichen Alltag der Menschen befasst.

 

 

Einhellige Kritik übten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion an dem umstrittenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz, auch wenn angesichts von Hass-Videos und Unwahrheiten Handlungsbedarf bestehe. Das Gesetz verpflichtet Plattformbetreiber wie Facebook unter Androhung von Bußgeldern „offensichtlich rechtswidrige Inhalte“ binnen 24 Stunden zu entfernen. Facebook werde damit zum „Quasi-Gericht“, monierte Forgó. Zudem begünstige die Vorschrift große Konzerne. Kleinere Plattformen könnten sich den damit verbundenen Kontrollaufwand nicht leisten.