Zusehen oder mitverdienen - wie Streamingdienste die Musikindustrie gerettet haben

Als Unternehmen wie Spotify ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende ihre Dienste starteten, war die Musikbranche besonders verzweifelt. Denn CD’s und Plattenträger verkauften sich immer schlechter. Auch die Umsätze sanken dementsprechend rapide. Zu hoch waren die illegalen Downloadzahlen sowie die Macht der Tauschbörsen wie Napster und Kazaa - welche übrigens nach und nach gerichtlich niedergerungen werden konnten. Die Einnahmen aus legalen MP3-Verkäufen konnten die Verluste nicht annähernd ausgleichen. In den Nullerjahren halbierte sich der Gesamtumsatz sogar in den USA.

 

Die Digitalisierung sowie das Auftauchen der ersten Smartphones verschärften diese Krise. Jetzt war es möglich auch mobil in das Internet zu gehen und Inhalte wie Lieder sowie Videos zu streamen. Ohne dafür Geld zu bezahlen. Die schnell wachsende und immer größer werdende Datenübertragungsrate trug ihr Übriges dazu bei.

 

Doch Rettung nahte. Die ersten Streamingdienste traten in den umkämpften Markt ein und schlossen erste - umstrittene - Deals mit der Musikindustrie ab. Denn Plattenfirmen und Künstler verdienen natürlich deutlich weniger daran, wenn Musik gestreamt wird, anstatt sie zu kaufen. Dementsprechend groß war der Aufschrei. Doch es gab keinen zweiten Weg. Die sinkende Gewinnmarge musste Teil des Deals sein. Das Angebot der Streamingdienste: Entweder ihr seht zu, wie ihr weiter verarmet und eure Verkäufe in den Keller gehen - oder ihr verdient wenigstens ein bisschen an der neuen Art des Musikkonsums.

 

Und der Trend des weniger Kaufens und mehr streamen, bestätigte sich. Der absolute Durchbruch geschah im Jahr 2011 in den USA - wie sollte es auch anders sein. Die Umsätze verdreifachten sich und stiegen seither rasant. 2016 wurden schon mehr als die Hälfte aller Umsätze aus dem Streaming erwirtschaftet. 

 

In Deutschland hat sich die Menge der gestreamten Lieder seit 2013 immerhin verzehnfacht. Dennoch machte hier die gestreamte Musik im Jahr 2017 „nur“ ein Viertel des Gesamtumsatzes aus.

 

Mittlerweile stehen auf den bekanntesten Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music und Amazon Music zwischen 30-50 Millionen Songs zur Auswahl. Spotify gewann alleine im vergangenen Jahr rund 20 Millionen zahlende Abonnenten weltweit hinzu. Apple Music und Amazon Music geben dahingegen keine Nutzerzahlen raus. Die Analysefirma Midia geht allerdings davon aus, dass rund 40% der Streaming-Abos weltweit auf Spotify entfallen. Rund 19% auf Apple Music und 12% auf Amazon Music.

 

 

Doch auch dieser Markt ist umkämpft. Denn seit 2015 traten Giganten wie Amazon und Apple in den Markt ein. Spotify war also nicht mehr alleine und ist seitdem in einem Konkurrenzkampf verwickelt, der seinesgleichen sucht. Der Vorteil der großen Tech-Konzerne: Sie können sich Verluste im Streaming Geschäft Leisten. Denn sie haben viele andere hochprofitable Geschäftsfelder.

 

Und Spotify hat nur Spotify. Mehr zum Kampf um das Überleben der Skandinaven lesen Sie hier.