Veränderte Mediennutzung und der Einfluss auf die Gesellschaft

Die Digitalisierung, das Internet der Dinge und die veränderte Mediennutzung haben heute einen enormen Einfluss auf unsere Gesellschaft und die Meinungsbildung. Ganze Wahlkämpfe können beeinflusst und „Fake-News-Kampagnen“ gestartet werden. Das Phänomen der „Filterblase“ und „Echokammer“ ist nicht nur in den USA zu beobachten und spätestens seit Donald Trump bekannt.

 

Ein prominentes Beispiel und Opfer einer solchen „Fake-News-Kampagne“ wurde Richard Gutjahr. Journalist, Blogger und Opfer einer Hass-Kampagne im Netz. Gutjahr berichtete auf den Medientagen 2017 in München von den Vorfällen und Ereignissen. Dieser wurde zufällig zweimal Zeuge zweier schockierenden Attentate innerhalb kürzester Zeit. Am 13.07.2016 war er mit seiner Familie in Nizza und beobachtete, wie ein weißer LKW in die Menschenmenge fuhr. Für die ARD war er sofort als Korrespondent zur Stelle und seine Aufnahmen des Terrorakts, welcher 86 Opfer forderte, wurden sofort verbreitet. Eine Woche später war er in München, aktiv für den Bayerischen Rundfunk, als die Schüsse im Olympiaeinkaufszentrum fielen.

 

In den darauffolgenden Wochen, Monaten und Jahren wurde er Opfer einer Verschwörungskampagne unter dem Schlagwort „inszinierter Terror“. Sogar als Agent des israelischen Geheimdienstes und Teil einer internationalen Verschwörung mit dem Ziel, die Weltherrschaft zu erlangen, musste er herhalten. Die Hasskampagne gegen ihn zählte am Ende tausende Mitglieder - animiert und propagiert durch soziale Medien.

Dass die Vernetzung, die Verwendung von Algorithmen und der Einsatz von sozialen Netzwerken viele positive Fassetten mit sich bringen ist unbestritten. Gerade Algorithmen eilt ein schlechter Ruf voraus, obwohl wir dank ihnen in vielen Teilen der Forschung schneller denn je sind. Doch man sollte auch mit den negativen Fassetten von sozialen Plattformen vertraut sein, damit diese nicht irgendwann zu einer Gefahr werden. Gerade im Hinblick der Medienkompetenz und -nutzung.

 

Dabei kommt gerade den klassischen Medien eine besondere Rolle zu. Denn eine der wichtigsten Aufgaben des seriösen Journalismus war es schon immer Meldungen auf deren Wahrheitsgehalt, die  Relevanz und Gewichtung zu prüfen. Die Einordnung und Kommentierung einer Meldung spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle. 

 

Immer mehr Menschen informieren sich mittlerweile aber über soziale Netzwerke - teils ausschließlich. Allerdings sind es nun keine gelernten Journalisten mehr, dieMeldungen einordnen. Sondern Algorithmen, die uns Meldungen je nach Bedarf und Interessensfeld ausspielen. Klicken wir also bestimmte Themenbereiche besonders gerne an, werden diese uns auch besonders häufig ausgespielt. Irgendwann verändert sich das generelle Meinungsbild, aufgrund einer falschen Gewichtung der Informationen. Eine „Filterblase“ entsteht.

 

Eine Mediengewichtungsstudie der BLM ergab zum Beispiel, dass sich bereits 29% der 14-29-jährigen regelmäßig über Facebook und 43% über Google informieren. 76% der Befragten sind sogar besorgt, dass sie durch Kommentare anderer Nutzer einen falschen Eindruck aufgrund der vorherrschenden Meinung bekommen. Immerhin überprüfen 82% - laut eigenen Angaben - den Wahrheitsgehalt des gelesenen auf klassischen Plattformen. Dennoch: 18% der Befragten gaben an, den Meldungen in sozialen Netzwerken eher zu vertrauen, als den klassischen Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung. (Quelle: Mediengewichtungsstudie BLM)

 

Neben des Phänomens der „Filterblase“ haben Netzwerke auch ein Problem mit sogenannten Social Bots. Diese sogenannten Bots erzeugen eigenständig Artikel, Beiträge und Kommentare, mit dem Ziel, die Meinung in bestimmte Richtungen zu beeinflussen. Das Atlantic Research Concil hat während dem deutschen Wahlkampf 2017 zum Beispiel 130 Social Bots mit russischen Accounts gefunden - eine vergleichsweise geringe Zahl. Bei einer Panel-Diskussion, der Medientage München, wiesen der Psychologe Daniel Kahnemann und Konrad Lischka (Bertelsmann Stiftung) darauf hin, dass Twitter und Facebook die Tendenzen der Nutzer unterstützten, Inhalte so zu wählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen.

 

Auch Dark Ads werden beliebter, wenngleich sie in Deutschland, im Gegensatz zuAmerika, noch nicht angekommen sind. DarkAds sind Anzeigen, die nicht für jeden sichtbar und genau auf die einzelnen Nutzer zugeschnitten sind. Solche Inhalte hält auch Markus Engert (BuzzFeed Deutschland), wie er in der Panel-Diskussion sagte, für extrem demokratiegefährdend. Damit könne eine Partei zu ihren Gunsten für verschiedene Zielgruppen inhaltlich unterschiedliche Anzeigen schalten: zum Beispiel eine, dass die Dieselnutzung umweltgefährdend ist, und eine weitere, dass durch eine Beschränkung der Diesel-Technologie Arbeitsplätze gefährdet seien.

 

Das Thema Meinungsbildung und der Umgang mit „Fake News“ ist also gar nicht so einfach. Deshalb sollte man sich nicht regelmäßig über ein und dieselbe Quelleinformieren. Sondern immer viele Nachrichtenquellen mit ins Boot holen. Denn auch bekannte Tageszeitungen haben in ihren Redaktionsstatuten gewisse Tendenzen festgehalten. So sind die Zeitungen „Zeit“ und „Süddeutsche Zeitung“linksliberal ausgerichtet. Das „Handelsblatt“ liberal. Und die „Bild“ ist konservativgeprägt und berichtet Israel-freundlich. Sich über mehrere Quellen zu informierenmacht also durchaus Sinn.

 

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