Das überleben der Zeitungsverlage

Am ersten Donnerstag diesen Monats befasste sich das EU-Parlament mit der Reform des Urheberrechts. Dieses sollte den Medienunternehmen, hauptsächlich Verlagen, ermöglichen, dass Sie für Ihren Content Lizenzgebühren verlangen können, wenn dieser über Suchmaschinen gefunden wird. Vorerst stimmte das Parlament allerdings dagegen.

 

In Deutschland gibt es mehr als 300 Tageszeitungen. Die Printauflagen brechen fast überall ein - eines der wenigen Lichtblicke, der Tagesspiegel. Die Gesamtauflage hat sich seit dem Jahr 2000 fast halbiert. Mit der Auflage fallen auch wichtige Erlösquellen weg, wie Abo- und Anzeigeneinnahmen, welche Online schwer zu kompensieren sind. Leser haben sich bisweilen an ein riesiges kostenloses Onlineangebot gewöhnt. Seriöser, flächendeckender und gut bezahlter Journalismus scheint in der aktuellen Lage auf Dauer nur schwer möglich zu sein. 

 

Der Qualitätsjournalismus ist gefährdet. Privatwirtschaftliche Finanzierung wird immer schwieriger. "Wenn dauerhaft Journalismus ein Kostenfaktor, aber kein wirklich gesundes Geschäftsmodell ist, dann wird es ihn in dieser Form nicht mehr geben und das ist gefährlich", warnt Mathias Döpfner als Präsident des Bundesverbands der deutschen Zeitungsverleger in ZDFzoom. 

 

Natürlich bauen deutsche Medienhäuser ihr Onlineangebot massiv aus, die wenigsten deutschen Leser sind aber bereit, für Onlineangebote und Nachrichten-Apps zu zahlen. Dazu kommt der umkämpfte Online-Werbemarkt, welcher fast ausschließlich von Google, Facebook und wohl bald auch Amazon regiert wird.

 

Beim Executive-Summit des MEDIENTAGE-Gipfels 2017 rechnete Philipp Welte vor, dass Facebook mit einem Netto-Umsatz von geschätzt einer Milliarde Euro in Deutschland etwa so viel Geld mit Werbung verdiene wie alle Publikumszeitschriften zusammen. Das für die nationalen Medienmarken zuständige Vorstandsmitglied von Hubert Burda Media taxierte den Netto-Umsatzvon Google in Deutschland  auf  etwa  vier  Milliarden  Euro.  Das  komme  dem  „größten  Medienunternehmen  in Deutschland nahe“. Wenn nun Amazon in New York 1.500 Vermarkter einstelle, komme bald ein neuer großer Wettbewerber hinzu. Welte unterstrich, dass Google und Facebook dank journalistischer Angebote, für die sie nichts bezahlen müssten, Geld verdienten.

 

Google und Facebook widersprechen dem. So sagte Patrick Walter, Facebook Director of Mediapartnership für Europa, Naher Osten und Afrika, auf dem MEDIENTAGE-GIPFEL 2017, dass sich Facebook lediglich als Plattform verstehe, die für alles offen sei, Menschen miteinander verbinde und näherbringen wolle. Ralf Bremer, von Google Deutschland, sieht Google sogar als „wichtigen Partner“ für Medienhäuser, wie er in ZDFzoom betonte. Weiter stellte er dar: "Wir helfen bei der Vermarktung von Werbeflächen auf den Webseiten der Verlage. Wir schütten da sehr viel Geld aus." Richtig ist tatsächlich, dass Google rund 10 Milliarden Klicks auf Websites von Nachrichten-Portalen führt. 

 

Die Folge ist klar. Der Online-Umsatz von Verlagen wird immer weiter gebremst. Der Print-Umsatz fällt weg und im Geschäft der Daten spielen Google und Facebook in einer anderen Welt. In Zukunft wird sogar noch der Datenriese Amazon immer mehr in Erscheinung treten. 

 

Das Nachrichtensterben hat allerdings auch Auswirkungen auf die Demokratie. In ZDFzoom traf es die wohl bekannteste Medienkolumnistin der USA, Margaret Sullivan von der Washington Post, mit dem Begriff „Nachrichtenwüste“ sehr passend: "Nachrichtenwüsten sind Gegenden, aus denen kein Journalist mehr berichtet. Dort kann alles Mögliche vor sich gehen, ohne dass wir es mitbekommen".

 

Dennoch gibt es viel Hoffnung für die Zukunft. So schaffen es viele Zeitungsverlage in Norwegen, ihre Leser erfolgreich von Digitale Abonnements zuüberzeugen. Das Erfolgsmodell: Eine besonders intensive lokale Berichterstattung durch verschiedenste Angebote. Ähnlich praktiziert es in Deutschland bereits der Tagesspiegel, welcher für jeden Stadtteil in Berlin eine eigene Ausgabe samt digitalen Angebot und Newsletter kreiert. Die Folge: Steigende Abozahlen. Auch das Handelsblatt, welches vor kurzem eine deckende Bezahlschranke im Online-Angebot integriert hat, weist rasant steigende Zahlen im bezahlten Digital-Angebot vor.