
Ob Frauenmisshandlungen im Kongo, die ägyptische Revolution am Tahrir-Platz, Vorboten des Flüchtlingselends im Lampedusa oder der Fall von Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi: Die Münchner Fotografin und Filmemacherin Julia Leeb hat schon viel gesehen und bereist als freiberufliche Krisenjournalistin vor allem politisch unsichere Staaten und Kriegsgebiete. Während der MEDIENTAGE MÜNCHEN gewährte sie Eindrücke in ihr Leben und beschrieb die gesellschaftliche und politische Notwendigkeit von Kriegs- und Krisenjournalismus.
Nirgends sei es so schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen, wie in Krisengebieten, und
gerade deshalb sei es so wichtig, die Zustände und Realitäten dieser „Endpunkte der Erde“ aufzubereiten
und in die Welt zu tragen, erklärte Julia Leeb. Die Fotografin tut dies vor allem mittels Bildern und 360-Grad-Filmen, schließlich habe sie irgendwann einmal festgestellt, dass die Menschen für Bilder empfänglicher seien als für Texte. So stammt von Leeb beispielsweise der preisgekrönte Bildband „North Korea – Anonymous Country“. Außer mit Fotos und Bildbänden verdient die Freiberuflerin ihr Geld mit Texten, TV-Reportagen, Ausstellungen oder Vorträgen. Inzwischen arbeitet Leeb auch viel mit Virtual Reality (VR) und kombiniert diese künstliche, virtuelle Welt mit 360-Grad-Videos. „Nachrichten können so erlebbar gemacht und die No-go-Areas der Welt zugänglich gemacht werden“, schilderte Leeb den Nutzen von VR.
Gerade in der heutigen Zeit, in der in vielen Ländern versucht werde, die Pressefreiheit einzuschränken,
sei es notweniger denn je, vor Ort über Krisenherde und Brennpunkte zu berichten. „Krisenjournalismus
hört nicht in dem Moment auf, in dem man am Flughafen wieder auf dem sicheren heimischen Boden landet, sondern dann beginnt er erst“, betonte Leeb. Krisenjournalismus generiere Hilfsbereitschaft und Spenden, mit denen wiederum Hilfsprojekte vor Ort wie etwa Schulen oder Aufklärung finanziert werden könnten und die Welt ein bisschen besser gemacht werden könne. Krisenjournalismus diene letztlich auch der Völkerverständigung.
„Wenn Kriegs- und Krisenjournalisten aber nicht mehr vor Ort sein und darüber berichten können, dann verstummt die Wahrheit“, setzte sich Leeb für eine breite Unterstützung ihrer Profession ein. In diesem Zusammenhang appellierte sie an die Politik, (freiberuflichen) Krisen- und Kriegsjournalismus endlich als gemeinnützigen Zweck anzuerkennen. Bislang ist dies gemäß Abgabenordnung in Deutschland nicht der Fall und somit Krisen- und Kriegsjournalismus nicht förderungswürdig.
Medientage München