
Der Global Music Report 2019 von IFPI, based in London, ist da und skizziert die Musikindustrie im besten Zustand.
Die Musikindustrie kann ihr Wachstum im Jahr 2018 zum vierten Mal in Folge bestätigen und stellt zugleich einen Wachstumsrekord ein. 9,7 Prozent sind der größte gemessene Wachstum seit Messbeginn im Jahr 1997 – 19,1 Milliarden Dollar verzeichnet der Entertainment-Zweig.
Großer Wachstumstreiber ist weiterhin das Streaming-Geschäft. Knapp 33 % Wachstum kann dieser im bezahlten Streaming aufweisen und ist mit einem Anteil von 47 % am Gesamtumsatz der Garant für den aktuellen Erfolg. Dem Streaming-Trend entgegen stellt sich allerdings weiterhin der physische Verkauf von Tonträgern. 10, 1 Prozent Rückgang sprechen weiterhin für sich, die digitalen Download-Umsätze sanken gar um 21,2 Prozent.
Erfolgreichster Künstler ist der Rapper Drake, gefolgt von der südkoreanischen Boygroup BTS sowie Ed Sheeran. Nicht in den Top 10 Global Recording Artists vertreten, dafür aber mit der erfolgreichsten Single ist Camilla Cabello mit ihrem Song Havana - 19 Millionen Mal wurde dieser alleine online abgerufen. Das beste Album geht an den Cast of ‚The Greatest Showman‘.

Deutschland auf Platz 4 der globalen Musikmärkte
Auch Deutschland gehört zu den rentabelsten Musikmärkten weltweit. Nur die USA auf Platz 1 sowie Japan und China auf den Plätzen 2 und 3 sind erfolgreicher. Auch Frankreich schafft es noch unter die top five. Die größten Wachstumsmärte sind Asien (11,7 Prozent), Lateinamerika (16,8 Prozent) und Nordamerika (14,0 Prozent). In Europa ist der Markt mit 0,1 Prozent nur sehr moderat gewachsen.
„The most obvious impact the streaming-driven growth has had on record companies is that it has allowed us to be more aggressive with investment, specifically to invest substantially more in things that directly support artists” (Dennis Kooker, President, Global Digital Business & US Sales, Sony Music Entertainment, IFPI, GMR 2019).
Gründe für dieses rasante Wachstum sind vor allem die Globalisierung und die anhaltenden Investitionen von Plattenfirmen in Künstlern aus aller Welt. Diese bringen Jahzehntelange Erfahrung mit, sind oftmals weltweit erfolgreich, kennen die unterschiedlichen Märkte und schaffen es angehende Künstler in der Musiklandschaft zu unterstützen und einem globalen Publikum zugänglich zu machen. Zusätzlich können Konsumenten dank millionenfacher Songauswahl der Streaming-Giganten wie Spotify oder Apple Music ganz leicht neue Musikrichtungen erkunden. Plattenfirmen setzen zudem mehr und mehr auf sogenannte local talents. Mit ihrer authentischen Herangehensweise an die Musik setzen sie ganz eigene Maßstäbe, können ihre eigene Marke aufbauen und gelten nicht als einfache weitere singer-songwriter. Columbia konnte so zum Beispiel George Ezra Schritt für Schritt aufbauen, heute ist er ein bekannter Name in der Musikszene.
Eine kurze Einsicht in die Welt der Musikindustrie
„You can’t have a single platform strategy in today’s world, because the holistic view on the consumer is key to what we do as music companies now” (Gabriela Lopes, SVP Global Insight, Universal Music, IFPI, GMR 2019).

Plattenfirmen haben sich in den letzten Jahren neu erfunden. Sie tun alles, um den Künstler bestmöglich zu unterstützen und seine Vsion zu realisieren. Und das ist gar nicht so einfach, denn die Anzahl an Touchpoints ist exponentiell gestiegen und der Konsument möchte gleichzeitig ein ganzheitliches Fanerlebnis. Nimmt man Lady Gaga als Beispiel, dann mag man nicht nur ihre Musik, sondern auch sie als Performerin. Man möchte audiovisuellen Content sehen, ihre Netflix-Dokumentation, ihren Auftrit beim Superbowl, ihren Film, rund um die Uhr gepflegte Social Media Kanäle und vieles mehr. Der Job eines Plattenlabels ist es den richtigen (Kommunikations-) Mix zu finden und eine Verbindung zwischen Künstler und Fan herzustellen – man kann quasi von einer „much-more-than-music content economy“ sprechen. Einige Labels bieten deshalb Teams mit einem 24/7Arbeitsrythmus. Wichtig ist vor allem, dass Plattenfirma und Künstler ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen können. Plattenfirmen müssen die Persönlichkeit und Denkweise eines Künslters kennenlernen, um eine authentische und emotional bildende Marke aufzubauen und Kooperationen, zum Beispiel mit zum Image passenden Werbepartnern, zu realisieren. Wie tickt der Künstler? Wo kommt er her? Welchen Background hat er? Wie fühlt er? Nur mit all diesen Informationen kann erfolgreich die weitere Geschichte des Künstlers aufgebaut und der Charakter herausgestellt werden. Erst dann ist es möglich die richtige Zielgruppe (sowie potentielle) auf den richtigen Plattformen zu erreichen und dem Publikum so viele Berührungspunkte wie möglich zu bieten.
„Artists really benefit from having an infrastructure to support them, backed by human resource and expertise, that allows genuine creative freedom” (Stu Bergen, International and Global Commercial Services, Warner Music, IFPI, GMR 2019).
Die Entourage und Ausstattung eines Künstlers besteht heutzutage aus einer Vielzahl von Experten und Expertisen, oftmals das Know-how welches Plattenfirmen heute mitbringen. Cassandra Gracey von Sony Music weiß wie groß eine Crew sein kann: Es gibt creative für Film- und Videoaufnahmen, Designer die sich um Logos und einheitliche Kampagnen kümmern, Content-Mitarbeiter wie Regisseure, Producer und Editors bis hin zu professionellen Foto- und Filmstudios. In den Studios werden Werbekampagnen sowohl vertikal als auch horizontal gedreht, Musikvideos, Tonaufnahmen, Podcasts und Voice-overs.
Die Entwicklung in der Musikindustrie bleibt also spannend, Musik wird internationaler aufgrund der Globalisierung. Plattenfirmen können es sich momentan leisten zu investieren und haben offensichtlich die richtigen Strategien entwickelt, um Künstler und Fans zu connecten und den Artists, dank Proffessionalisierung, so viel künstlerischen Freiraum wie nur möglich zu verschaffen. Was herauskommt ist qualität, ein authentisches more-than-music-Erlebnis sowie ein immer vielfältigerer Musikmarkt.