Charles Bahr – mit 17 zum zweiten Startup

Charles Bahr will hoch hinaus, möchte man meinen. Vor allem will er aber eins: Verständnis für seine Generation schaffen und zwischen Unternehmen sowie jungen Leuten vermitteln. Mit 11 Jahren produzierte er erste Videos, später folgte ein Schulpraktikum bei einer Influencer-Agentur, mit 14 Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen - Tubeconnect. Dieses gehört mittlerweile zu einer Hamburger Agentur. Jetzt startet sein neues Projekt: Eine eigene Beratungsfirma. Doch wie kam es dazu?

 

 

Mit Tubeconnect gründete der damals 14-jährige eine Unternehmensberatung für Marketingabteilungen. Expertise von älteren Werbeexperten sollte genutzt und mit den coolen Ideen der jungen Generation vermischt werden. Im Horizont-Interview begründete er diesen Schritt: „Viele Unternehmen machen immer noch den Fehler, die jungen Zielgruppen ansprechen zu wollen, ohne sich wirklich mit ihnen auszutauschen. Da sitzt dann ein gebrainwashter Marketer ohne Bezug zur Realität, der irgendetwas für cool hält, weil er darüber gelesen hat“. Neben Marketingberatung vermittelte die Agentur des 14-jährigen auch Influencer-Kooperationen.

 

 

Im Dezember 2018 verkaufte Charles Bahr Tubeconnect und gründete im Juni 2019 das Beratungsunternehmen Project Z. Die Zeit dazwischen nutzte er, um zu reflektieren und trat auf zahlreichen Kongressen als Speaker der jungen Generation auf. Denn die Generation Z ist mehr als nur Marketing. Sie hat beispielsweise auch Einfluss auf Dienstleistungs- und Recruiting-Prozesse. Im Gründerszene-Podcast argumentiert er: Irgendwann kam man bei Tubeconnect an den Punkt der Routine. Verfahrensweisen hatten sich eingespielt und der Blick für Neues beschränkte sich. Außerdem ist das andauernde Einbuchen von Influencer-Kampagnen - auch wenn diese in Teilen immer sehr kreativ wirken – im Grunde genommen wenig abwechslungsreich, denn diese beinhalten immer die gleichen Aspekte: Eine Marke kommt und möchte Aufmerksamkeit oder Sympathie. Man kauft den passenden Influencer ein, nimmt den Content ab und wertet den Erfolg der Kampagne aus. Am Ende, so glaubt er, funktionieren einige der Kampagnen nicht. Viele Marken springen auf den Influencer-Zug auf, ohne wirklich zu schauen, was die Kampagnen an Sales und Brand Awareness auf das Konto einzahlen. 

 

 

Mit Project Z ist das Ziel nun ganzheitlicher zu beraten. Denn nicht nur im Marketing, auch im Recruiting haben Firmen so ihre Probleme. Beispielsweise haben er und sein Team vor einiger Zeit ein großes Einzelhandelsunternehmen beraten, welches sich halbjährlich den Kopf über Azubimarketing zerbrochen hat. Allerdings hatten die „Alten“ nicht einen Azubi mit am Tisch. „Sie machen sich Gedanken, was junge Leute interessiert aber haben nicht einen dabei. Das ist glaube ich der größte Fehler, den man machen kann“. Project Z, sitzend in Hamburg, berät Kunden international. Dafür arbeiten nicht nur Freelancer für Bahr, die er bald fest anstellen möchte, sondern auch ein Pool von jungen Influencern. Creative Director ist Fabian Grischkat. Um Kampagnen auswerten zu können und an der jungen Generation dranzubleiben, hat Project Z ein Marktforschungs-Pannel aufgesetzt und startet jeden zweiten Freitag im Monat eine „Pizza-Session“ mit Jugendlichen, um zu erfahren, welche Apps sie auf dem Homescreen haben und welche Werbung die jungen Erwachsenen gerade besonders catcht.

 

 

Die Digitalisierung und den „Sociel-Media-Wahn“ sieht Bahr ganz entspannt. Im Gründerszene-Podcast sagt er: „Social Media ist wie Rauchnen vor 30 oder 40 Jahren.  Die Risiken und Auswirkungen von Social Media werden wir, glaube ich, auch erst in 30 oder 40 Jahren erfahren. Trotzdem sind es tolle Plattformen, um sich kreativ auszuleben. Innovationen können wir steuern aber wir müssen auch lernen damit positiv umzugehen.“ Dennoch sind ihm Auszeiten wahnsinnig wichtig. WhatsApp-Benachrichtigungen hat er mittlerweile ausgestellt und die automatische Mailreply weist freundlich darauf hin, dass Mails innerhalb der nächsten 3-5 Tage beantwortet werden.