
Die Corona-Pandemie legt Deutschland, Europa und beinahe die ganze Welt lahm. Menschen und Familien bangen um Existenzen, ganze Branchen kämpfen um das nackte Überleben. Darunter auch die Event- und Kulturbranche. Die Politik stützt nur wenig, Kreative können ihre Kunst nicht mehr finanzieren sowie präsentieren und Dienstleistern fehlen stattfindende Veranstaltungen. Dabei sehnen sich die Menschen nach Kultur und Kunst. Beides fließt durch unser Blut, beides brauchen wir zum Leben.
Kunst schafft Neues. Kultur gibt Raum. Veranstaltungen führen uns zusammen. Kunst begeistert. Kultur gibt Identität. Veranstaltungen machen unser Leben bunter. Kunst lässt uns nachdenken. Kunst, Kultur und Veranstaltungen unterscheiden uns von Maschinen, bilden und schaffen eine Basis für Verständigung.
#AlarmstufeRot - Großdemonstration in Berlin
Am 9. September gingen deshalb tausende Beschäftigte aus der Kultur-Branche in Berlin auf die Straße. Zu wenig wird von der Politik dafür getan, um eines unserer höchsten Güter vor dem Ruin zu schützen. Trillerpfeifen, rote Plakate und immer wieder der Hashtag "#AlarmstufeRot" sind zu hören und zu sehen. Särge werden zu Grabe getragen und das Bündnis signalisiert: Eine Millionen Menschen kämpfen und zehn Milliarden Euro Wirtschaftskraft brechen wie ein Kartenhaus zusammen. Ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht, selbst Planungen für 2021 sind nicht möglich. Künstler, Veranstalter, Dienstleister, Theater- und Kinobetreiber kämpfen – auch um den seelischen Schaden, den der Virus in unsere Gesellschaft bringt.
Aktuell gibt es nur wenige Hoffnungsschimmer. Kleine Open-Air-Veranstaltungen finden statt – zumindest in den warmen Sommermonaten. Autokinos, die Berliner Art Week oder Outdoor-Kinos, wie beim Sonowdance Independent Film Festival Summer Screening, geben Lichtblicke. Auch die Filmfestspiele in Venedig schaffen einen souveränen Auftakt. Mit dabei der deutsche Film „Und morgen die ganze Welt“ von Julia von Heinz.
Filmfestspiele Venedig geben Hoffnung - doch überlebt das Kino?
Während die Filmfestspiele in Venedig Rückenwind geben, zumindest eine Brise, so verpasst Disney der Kinobranche einen echten weiteren schlag in die Magengrube. „Mulan“, der lang ersehnte Blockbuster, wandert ohne den cinematischen Umweg direkt auf die Streamingplattform Disney+. Zurecht fragt der Spiegel deshalb: „Ist das die Verzweiflungstat eines kriselnden Unterhaltungsriesen - oder Start eines neuen Erfolgsmodells, das den Tod des Kinos einleitet?“ Streamingdienste sind schon länger eine Konkurrenz zur klassischen Leinwand, doch der Druck wird immer größer.
"#AlarmstufeRot" – der Slogan trifft den Nagel auf den Kopf. Fest steht: Corona wird die Welt, in der wir leben, und nicht zuletzt unser Denken und Handeln – auch und vor allem im künstlerischen und kreativen Sinne – verändern. Aktuell liegt unsere Identität am Boden. Kriegen wir sie wieder aufgebaut?