
(Medientage, 2020) Transparenz in Verbindung mit Authentizität, Diversität und Lösungsorientierung – das sei die Formel, mit der junge Menschen auf dem Videoportal YouTube dafür gewonnen werden
könnten, seriöse Inhalte zu rezipieren. Im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN stellten Gülseren Ölcüm und Melanie Stein ihre YouTube-Formate vor, die mit Dokumentationen und politischen Debatten eine
junge Zielgruppe erreichen.
Gülseren Ölcüm arbeitet als Journalistin, Reporterin und Sprecherin für den YouTube-Kanal Y-Kol-lektiv. Y-Kollektiv ist Teil des öffentlich-rechtlichen Digitalangebotes „funk“, dass für
Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren gedacht ist. „Wir zeigen die Welt, wie wir sie erleben. Wir betreiben Teilnahmejournalismus“, erklärte Ölcüm. Der Rechercheweg für die
Inhalte der Produktionen werde für die Zuschauer immer transparent gemacht. Der Faktencheckerfolge nach den Richtlinien desöffentlich-rechtlichen Rundfunks. Zur Transparenz der Recherche gehöre
auch Ehrlichkeit. „Wir sagen auch, was wir nicht wissen, nicht aufklären können“, erklärte Ölcüm. „Wir arbeiten Inhalte-getrieben, ohne Sprechtraining, nicht formatiert“, führte sie weiter aus.
Auf diese Weise würden sie und ihr Team Themen „abseits des Mainstreams bearbeiten“. Dabei würden die Macher von Y-Kollektiv ihrer Zielgruppe erklären, warum ein bestimmtes Thema für sie wichtig
sei. „Wir fragen: Habt ihr schonmal davon gehört?“, berichtete Ölcüm. Auf diese Weise würden sich für die Abonnenten von Y-Kollektiv „neue Perspektivenauftun“. Wichtig für den Erfolg des
Formats sei des Weiteren der enge Austausch mit der „Community“, die bei der Themenfindung miteinbezogen werde. „Wie wollen wir sein, wie wollen wir uns weiterentwickeln? Das fragen wir uns und
die Community. Warum dieses Thema, warum diese Protagonisten? Wir erklären das“, sagte Ölcum. Die Reporterin von Y-Kollektiv war der Meinung, dass ihr Angebot mit dieser Vorgehensweise eine Lücke
fülle.
Melanie Stein ist Moderatorin des YouTube-Formats „Stern Diskuthek“, ein Medienangebot des Verlages Gruner & Jahr, das an die Wochenzeitschrift „Stern“ angebunden ist. „Polittalk anders
machen“, das sei die Haltung ihres Teams, erklärte Stein. „Wie schaffe ich es, echte Debatten zu kreieren, kein orchestriertes Polittheater?“ Auf diese Frage seien Diversität und Statements die
Antworten gewesen. Das Ziel: „Menschen mit polarisierenden Standpunkten zusammenbringen, konservativ mit progressiv.“ Außerdem achtet Stein darauf, Personengruppen, die in politischen Talkshows
unterrepräsentiert seien, einzuladen. „Frauen, Ostdeutsche, Menschen mit Migrationshintergrund, People of Color sind unterrepräsentiert und gehören zu unseren Talkgästen“, betonte Stein.