
(Medientage, 2020) Mit scharfer Kritik bewertet die CNN-Journalistin Christiane Amanpour die Pandemie-Politik der Regierungen in den USA und Großbritannien. Bei einem Gespräch im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN forderte die bekannte Moderatorin aber auch die Branche dazu auf, die mediale Verstärkung von falschen Social-Media-Posts sofort zu beenden.
„Never has good governance been more required than now, at least not in my lifetime“, betonte die 62-JährigeJournalistin in London. Als bislang „biggest take away“ des Covid-Jahres 2020
bezeichnete die Chief International Anchor of CNN den Unterschied zwischen den politischen Reaktionen weltweit: Im Interview mit Torsten Zarges, Chefreporter von DWDL.de, wies sie besonders auf
die Schwächen hin, die das Virus in den USA und Großbritannien offenlege. Christiane Amanpour warnte vor allem davor, wissenschaftliche Erkenntnisse auf gleiche Höhe mit politischer Propaganda zu
stellen: „The truths are not equal.“
Auch bei anderen politischen Kontroversen wie dem Klimawandel sei professionelle Recherche und Berichterstattung zentral. „That ́s where my road is, in the road of facts and truth“, unterstrich
die britisch-iranische Journalistin. Die Medien sollten sich als wichtige Informationsmarken verstehen, die mit dem Publikum verantwortungsbewusst umgehen sollten. Was die meisten wohl auch tun:
Nach ihren Beobachtungen gebe es zahllose seriöse Nachrichtenquellen, auch in Deutschland. Im Bereich Social Media hingegen lauerten zahlreiche „Rabbit Holes of Fake News“. Christiane Amanpourist
sich sicher, dass Fakten gefunden werden können – und das Publikum auch die Verantwortung für die Suche trage: „Don ́t wimp out!“
Mit Sorge beobachtet die erfahrene Kriegsberichterstatterin jedoch, dass absurde Verschwörungs-theorien wie QAnon oder rassistische Konzepte wie White Supremacy mittlerweile auch in Deutschland
Fuß fassen. Da solche Theorien jedoch noch keine kritische Masse ansprechen, will sich die TV-Journalistin damit bislang nicht bei CNN befassen und die Themen nicht mit „Overhyping“ auf die
Tagesordnung bringen. Äußerst problematisch sei es indes, wenn politische Führer solche extremistischen Stimmen verstärkten.
Als „dumm“ bezeichnete Christiane Amanpourauch die Berichterstattung über bestimmte Social Media-Postingsin traditionellen Medien. Erst durch die Wiederholungen erreiche Fake News eine große
Reichweite. „We should stop that right now“, forderte die preisgekrönte Fernsehjournalistin und warnte eindringlich vor falschen Posts: „If you want to go down into the Rabbit Hole, you will find
madness at the end of the tunnel.“ Als Reporterin hat Christiane Amanpouraus zahlreichen autoritären Ländern berichtet und sieht nun auch schleichende Gefahren für den Westen: „Democracy not for
granted“, rief sie während ihres digitalen Konferenz-Vortrags vor allem jungen Menschen ins Gedächtnis.