
(Medientage, 2020) Shows auf Social-Media-Kanälen wie Snapchat, Serien auf den Streaming-Portalen Netfllix und Hulu, Festivals mit tausenden Besuchern sowie eigens entwickelte Produkte, die über
Marktplätze verkauft werden: Christian Bäsler gewährte während der MEDIENTAGEN MÜNCHEN digital Einblicke in die Geschäftsfelder von Complex Networks. Bäsler ist in seiner Funktion als Präsident
seit 2018 für das operative Geschäft der US-Entertainment-Company verantwortlich, die vielen Verlagsmanagern als vielversprechendes Zukunftsmodell gilt. Denn das Unternehmen wurde um die
Jahrtausendwende als Zeitschrift gegründet und nach und nach zu einem Entertainment-Imperium für Jugendkultur ausgebaut. Heute werden damit einige hundert Millionen US-Dollar jährlich
erwirtschaftet. Im Video-Call-Interview mit dem Journalisten Richard Gutjahr gab Bäsler an, mit Complex Networks inzwischen mehr als fünfzig Prozent der Einnahmen außerhalb des Werbe- und
Anzeigengeschäfts zu generieren.
Sämtliche Angebote von Complex Networks richten sich nahezu ausschließlich an die Zielgruppe der sogenannten Generation Z, also derjenigen, die etwa zwischen 1997 und2012 zur Welt gekommen sind.
Das Unternehmen versucht, die Wertschöpfungskette möglichst umfassend abzudecken. Als Beispiel dafür nannte Christian Bäsler die Video-Serie „Hot Ones“, die von Complex Networks entwickelt wurde.
Für die einzelnen Folgen verspeisen Celebrities wie Naomi Campbell Chicken Wings, die sie mit Ketchup in unterschiedlichen Schärfegraden würzen. Das Showformat wurde von großen Medienanstalten in
Lizenz übernommen. Nebenbei verdient das Unternehmen auch an drei Saucen, die – in Eigenregie produziert – über den Einzelhandel vertrieben werden.
Die Frage, ob die Corona-Pandemie das Geschäftsmodell von Complex Networks beeinträchtigt habe, verneinte Bäsler. Zwar trügen die physischen Events einen großen Teil zum Umsatz bei. Aber man habe
zwischenzeitlich ein neues Produkt namens „Complex Land“ entwickelt, mit dem man mehr verdienen werde als mit den bisherigen Veranstaltungen. Dabei handle es sich um eine virtuelle Welt, die man
mit einem Avatar betreten könne. Mit diesem könne man durch eine Shopping-Welt schlendern, sich Markenprodukte kaufen und Musik-Performances erleben. Gerade das Markenbewusstsein und die
Affinität zu bestimmten Marken seien für die Mitglieder der Gen Z elementar, erklärte Bäsler. Er sei überzeugt davon, dass im Zuge einer weiteren Individualisierung Marken einen zunehmend
wichtigen Beitrag zur Identitätsstiftung beitragen würden. Entsprechend groß sei auch die Bereitschaft, in diesem Bereich Ausgaben zu tätigen.
Trotz dieses ausdifferenzierten Geschäftsmodells sieht Bäsler immer noch Ansätze für journalistisch geprägte Angebote. Die Menschen seien nach wie vorbereit, Geld zu bezahlen, wenn das Angebot
mit ihren Interessen übereinstimme. Die Medienmarke müsse nur die Leidenschaft der Nutzergenau treffen.
Die Einführung des Mobilfunk-Standards 5G nannte Bäsler einen „Katalysator für Innovationen“. Zwar werde sich dies noch nicht in den nächsten Monaten auswirken. Mittelfristig aber werde der
Mobilfunkstandard die Medienlandschaft deutlich verändern. So könnten dann beispielsweise Augmented-Reality-Anwendungen in Echtzeit an das jeweilige Umfeld angepasst werden. Zudem seien Videos in
bislang unbekannter Qualität möglich.